In der vergangenen Woche verzeichneten die Rohölpreise an ICE und NYMEX ihren stärksten Rückgang seit Juni. Hauptgrund war weniger der US-Regierungs-Shutdown, sondern vielmehr Spekulationen über die zukünftige OPEC+-Produktion. Im Vorfeld der OPEC+-Videokonferenz wurde über eine Lockerung der freiwilligen Förderkürzungen um bis zu 500.000 Barrel pro Tag (B/T) spekuliert. Letztlich wurde jedoch nur eine moderate Erhöhung um 137.000 B/T beschlossen. Analysten der ANZ Bank halten dies angesichts geopolitischer Risiken, wie verschärften Sanktionen gegen Russland und Iran sowie ukrainischen Angriffen auf russische Raffinerien, für verkraftbar.
Ein weiterer preisdrückender Faktor war die Wiederaufnahme der Rohölexporte aus der kurdischen Region im Irak, obwohl deren Dauerhaftigkeit noch unklar ist. Zudem sorgte die Hoffnung auf einen Waffenstillstand im Gazastreifen für weiteren Druck auf die Ölpreise. Allerdings bleibt fraglich, inwiefern ein solcher tatsächlich die geopolitische Risikoprämie senken würde, da die Marktteilnehmer ihr Augenmerk eher auf mögliche Angebotsausfälle aus Russland legen.
Kurzfristig belastet auch der saisonale Wartungszyklus der Raffinerien im Oktober die Nachfrage. Laut BMI könnte dies zu einem deutlichen Angebotsüberschuss führen. Rystad Energy prognostiziert für den Rest des Jahres 2025 eine anhaltende Überversorgung bei zugleich schwächelnder Nachfrage. Heute Morgen zeigten sich die Ölkontrakte dennoch fester, da die OPEC+-Entscheidung geringer ausfiel als befürchtet. Auch bei Inlandspreisen besteht rechnerisches Aufwärtspotenzial.
Fundamental: neutral bis bearish Chartanalyse: bullish