Die Ölpreise legten gestern deutlich zu, da ein Ende des US-Shutdowns wahrscheinlich wurde. Die Marktstimmung wurde zusätzlich durch geopolitische Risiken gestützt – insbesondere durch die anhaltenden Sanktionen gegen Russland und die zahlreichen drohnenbedingten Ausfälle russischer Energieanlagen. Diese Faktoren wirken kurzfristig preistreibend. Gleichzeitig bleibt jedoch die grundlegende Sorge über eine wachsende Angebotsflut bestehen, die seit Jahresbeginn die Ölmärkte belastet. Ursache sind vor allem die neue OPEC+-Förderpolitik, die den Abbau bestehender Produktionsbeschränkungen vorsieht, sowie steigende Fördermengen in Ländern außerhalb des Bündnisses.
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) dürfte der Ölmarkt 2026 mit einem Überschuss von rund 4 Mio. Barrel pro Tag konfrontiert sein; die US-Energiebehörde (EIA) erwartet ein Plus von etwa 2 Mio. Barrel. Diese Prognosen deuten auf eine solide Versorgung und strukturelle Überschüsse hin. Dennoch warnt Robert Rennie von der Westpac Bank kurzfristig vor Preissteigerungen, da die Russland-Sanktionen das Angebot verringern könnten.
Heute werden nacheinander die Monatsberichte von OPEC, EIA und IEA veröffentlicht. Die OPEC dürfte erneut den optimistischsten Ausblick präsentieren und den Markt für 2026 als weitgehend ausgeglichen einstufen. Besonders gespannt sind Händler darauf, ob die gemeldeten Produktionssteigerungen auch tatsächlich umgesetzt wurden. Der EIA-Bericht, der trotz des US-Shutdowns erscheint, könnte angesichts der jüngsten Entscheidung der OPEC+, geplante Förderanhebungen im ersten Quartal 2026 auszusetzen, leicht korrigierte Prognosen enthalten.
Zudem werden die US-API- und DOE-Bestandsdaten aufgrund des Veterans Day verspätet veröffentlicht. Insgesamt bleibt das fundamentale Marktbild zweigeteilt: Kurzfristig überwiegen bullishe Impulse, langfristig dominieren Sorgen über ein strukturelles Überangebot. Die Inlandspreise liegen heute deutlich über dem Vortagsniveau.
Fundamental: neutral bis bullish Chartanalyse: neutral bis bullish