Nach starken Zuwächsen in der Vorwoche gaben die Rohölpreise zum Wochenauftakt wieder nach. Die Korrektur war teils technischer Natur, wurde jedoch vor allem durch die Wiederaufnahme der Rohölexporte aus der kurdischen Region im Irak über die Türkei beeinflusst. Diese Exporte über die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline waren zuvor zweieinhalb Jahre ausgesetzt. Der Markt gewichtete dieses Angebotssignal stärker als die am Montag reaktivierten UN-Sanktionen gegen den Iran, die nach dem Auslösen des Snapback-Mechanismus durch Großbritannien, Frankreich und Deutschland wieder in Kraft traten.
Zudem rechnen Marktteilnehmer damit, dass acht OPEC+-Länder ihre zusätzlichen Förderkürzungen auch im November fortsetzen, obwohl nur eine geringe Produktionssteigerung um 137.000 Barrel täglich erwartet wird. Laut Analysten der ING Groep NV besteht jedoch bereits ein Angebotsüberschuss, der sich im vierten Quartal noch ausweiten und bis 2026 bestehen könnte.
Verstärkter Verkaufsdruck kam zusätzlich durch den von US-Präsident Trump und Israels Premier Netanjahu vorgestellten 20-Punkte-Plan zur Beendigung des Gazakrieges auf. Obwohl eine Zustimmung der Hamas noch aussteht, senkte die Aussicht auf eine mögliche Friedenslösung kurzfristig die geopolitische Risikoprämie. Dennoch bleibt der Ukraine-Krieg weiterhin ein entscheidender preisbeeinflussender Faktor.
Kurzfristig richtet sich der Blick auf die US-Ölbestandsdaten, wobei das API heute erste Schätzungen liefert und die offiziellen DOE-Daten morgen erwartet werden. Die Ölpreise tendieren aktuell leicht unterhalb der Vortagestiefs, was auf weiteres Abwärtspotenzial bei Inlandspreisen hindeutet.
Fundamental: neutral Chartanalyse: bearish