Die Rohölpreise an ICE und NYMEX verzeichnen derzeit den stärksten Wochenanstieg seit Anfang Juni. Haupttreiber sind geopolitische Spannungen und technische Marktimpulse. Während der anhaltende Regierungs-Shutdown in den USA die Märkte belastet, rückte der Fokus zunehmend auf die geopolitischen Risiken rund um den Ukraine-Krieg. Eine Störung der Gasverarbeitungsanlage im russischen Orenburg führte zu Produktionsrückgängen im kasachischen Ölfeld Karatschaganak und stützte die Preise zusätzlich.
Gleichzeitig drohten die USA Indien mit Strafzöllen wegen fortgesetzter Ölimporte aus Russland, ehe Washington Mitte der Woche neue direkte Sanktionen gegen Russland verhängte. Diese Maßnahmen wurden durch das 19. EU-Sanktionspaket ergänzt. Analysten wie Satoru Yoshida (Rakuten Securities) zweifeln jedoch an einer nachhaltigen Preisstützung, da die OPEC über ausreichende Reservekapazitäten verfügt und laut dem kuwaitischen Ölminister ihre Fördermengen bei Bedarf ausweiten kann. Yoshida erwartet daher, dass WTI kurzfristig in einer Spanne von 60 bis 70 US-Dollar gehandelt wird.
In den kommenden Tagen richten sich die Blicke der Marktteilnehmer auf die Zinssitzungen von EZB und Fed sowie auf das Treffen zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping. Fortschritte im Handelsstreit und mögliche Zinssenkungen könnten die Ölpreise weiter stützen. Kurzfristig steht am Freitag der US-Inflationsbericht für September im Fokus, der für die zukünftige Zinspolitik der Fed entscheidend ist und somit indirekt auch Einfluss auf die US-Konjunktur und die Ölnachfrage hat.
Fundamental: neutral bis bearish Chartanalyse: neutral