Die Notierungen an ICE und NYMEX fielen gestern auf neue Langzeittiefs, nachdem der Plan der OPEC+, die freiwilligen Kürzungen schon ab Oktober abzubauen, die Bedenken hinsichtlich eines drohenden Überangebots anfachte. Auch heute bleiben die Ölpreise erst einmal unter Druck.
Die Ölpreise hatten seit Anfang April sukzessive nachgegeben, da die geopolitischen Risiken in den Hintergrund rückten, während die Nachfragesorgen immer deutlicher wurden. Auch an der grundsätzlichen Marktkonstellation lässt sich ablesen, dass die Angebotslage längst nicht mehr so knapp eingeschätzt wird wie noch zu Anfang des Jahres. So hat sich die als bullish geltende Backwardation erneut weiter zurückentwickelt und könnte schon bald in einer eher bearishe Contango-Konstellation kippen.
Unabhängig von der OPEC+ bleibt die Nachfrageentwicklung der größte Belastungsfaktor für die Ölpreise. Neben dem Langzeitsorgenkind China bereitete zuletzt auch die US-Nachfrage Kopfzerbrechen, denn die saisonale Entwicklung blieb hinter den Erwartungen zurück. Entsprechend gespannt warten die Anleger diese Woche auf die US-Ölbestandsdaten, da sie die erstmals Daten zur Memorial Day Woche enthalten.
Mit der starken Marktreaktion auf die OPEC+ Kürzungsabbaupläne und den unverändert großen Nachfragesorgen am Ölmarkt muss die fundamentale Einschätzung heute zunächst bearish ausfallen. Bei den Inlandspreisen ergeben sich aufgrund des massiven Preisrutsches von gestern sehr deutliche Preisabschläge im Vergleich zu Montagvormittag.
Fundamental; bearish Chartanalyse; neutral