Die Trader an den Ölbörsen ICE und NYMEX reagieren bislang verhalten auf neue Sanktionen gegen russische Ölexporte. Hauptgrund ist die zögerliche Haltung der USA, die eine Entscheidung über eine Verschärfung der Strafmaßnahmen erst bis Ende August angekündigt haben. Ohne die Unterstützung der USA dürften Preisdeckel und andere Maßnahmen nur begrenzt Wirkung zeigen. Allerdings könnten EU-Importverbote für Produkte aus russischem Rohöl – vor allem im Bereich der Destillate – erheblichen Einfluss haben. Bereits jetzt herrscht insbesondere an den wichtigen Pricing-Hubs im ARA-Raum und in den USA eine angespannte Versorgungslage bei Destillaten.
Diese Knappheit hat zu starken Preisausschlägen beim Frontmonat Gasoil geführt. Eine ungewöhnlich ausgeprägte bullishe Backwardation wurde beobachtet, bei der sich der Frontmonat deutlich von den Folgemonaten abkoppelte. Zwar kam es am Freitag zu einer leichten Korrektur, doch mit dem näher rückenden Kontraktswechsel am 12. August könnte die Volatilität erneut zunehmen.
Die Ölversorgung wird zusätzlich durch die weiterhin ausbleibende Entlastung von der Kirkuk-Ceyhan-Pipeline beeinträchtigt. US-Sanktionsdrohungen gegenüber der EU werden vom Markt noch gelassen betrachtet – zu häufig kam es in der Vergangenheit unter Trump zu Kurswechseln. Der Markt reagiert daher aktuell sensibel auf Nachrichten zur Versorgungslage, wobei besonderes Augenmerk auf die US-Lagerbestände – insbesondere bei Destillaten – liegt. Die OPEC hat für den 1. August eine Produktionssteigerung angekündigt. Insgesamt bleibt die Marktlage fundamental neutral bis bullish.
Fundamental: neutral bis bullish Chartanalyse: neutral bis bullish